Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Tote Babys auf glattem Eis

von Horst Günter Marx und Werner Tritzschler


Ein Raum. Völlig leer. Kahle Wände. Der Boden Eis. Eine dicke, glatte Eisfläche. Auf dem Eis kleine Babys überall. Sie sind tot! Erstarrt kann ich meinen Atem in der Kälte sehen. Es ist ganz still. Der Boden schwankt. Ganz langsam kippt er nach links. Die kleinen toten Körper rutschen. Klatschen gegen die Wand. BATSCH! Schrecklich! BATSCH! Ich halte mir die Ohren zu. Der Raum kippt nach rechts. BATSCH! Nach links. BATSCH! Nach rechts. Schneller und schneller. BATSCH BATSCH BATSCH! Ich reiße die Augen auf. Sehe nichts. In meinen Ohren der tote Klang der kleinen Körper auf dem kalten Eis… Bille hat einen Traum. Einen Alptraum. 1987 wird die ehemalige Tänzerin der Staatsoper Berlin, Sybille Götschau, zusammen mit ihrem Freund Roger von der Staatssicherheit verhaftet. „Vorbereitung zur Republikflucht“ die Anklage. Flucht aus dem Arbeiter-und-Bauern-Staat war bei Strafe verboten. Nach 555 Tagen endlich freigekauft, durften beide in den Westteil Berlins ausreisen; hinter den „Antifaschistischen Schutzwall“, der hier der „Eiserne Vorhang“ war. Von ihrem neuen Wohnzimmer aus konnten sie die Bornholmer Brücke in ihrer ehemaligen Heimat sehen. Ein Jahr später, Herbst ‘89, fällt die Mauer. Aber Bille und Roger bleiben Fremde im eigenen Land und es beginnt ein Lauf um Verrat und Ehrlichkeit, um Leben und Tod, der keinen Gewinner kennt. „Tote Babys auf glattem Eis“ erzählt, wie Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern werden. Fünf gnadenlose Tage, am Ende gibt es nur Verlierer. Die beiden Autoren Werner Tritzschler und Horst Günter Marx waren von 1984 bis 1985 in der DDR Inhaftiert. Der Vorwurf, in Zusammenhang mit ihren Ausreiseanträgen, lautete "Zusammenschluss zur Verfolgung gesetzwidriger Ziele". In der Theateradaption ihres Drehbuches "Tote Babys auf glattem Eis" verarbeiten sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus dieser traumatischen Zeit.

  

Mit: Horst Günter Marx (Der Herr in Anthrazit, Heise), Isabel Thierauch (Die Dame in Graphit, Mama, Staatsanwältin), Jens Bluemlein (Robert G., genannt Roger), Johanna Schäfer-Asch (Sybille G., genannt Bille), Walid Al-Atiyat (Matthias von Steiner, genannt Matti), Ann Göbel (Amy W., gezeichnet von Drogen), Luc Schneider (Arnold S., kontrolliert alles), Katharina Mühl (Selena G., verkauft ihren Körper) und Nathalie Seiß (Angela M., verkauft alles)

Regie: Werner Tritzschler
Bühne: Werner Tritzschler
Kostüme: Werner Tritzschler
Licht: Hans-Hermann Schulze
Ton und Video: Simon Baumann
Kamera: Matl Findel
Film-Ton: Stefan Peetz
Dramaturgie: Thilo Fischer

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