Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Die Patriotin

von Thomas Martin (nach Motiven einer Erzählung von Yukio Mishima)


Es beginnt mit dem, was das Ende setzen soll: In den ihr verbleibenden Minuten muss Yoko Abschiedsworte an die Eltern finden, Erinnerungen an die Kindheit, an die ersten Begegnungen mit Shinji, ihrem Mann, den ersten Liebesregungen. Leutnant Takeyama hat sich durch Seppuku getötet. Yoko soll ihm folgen. So ist es verabredet. Die Überzeugung, ihrem Mann in den Tod zu folgen, wird gestört von Zweifelsschüben, vom Entschluss zur Tat, die den Tod vieler einschließt. Yoko durchläuft als Getriebene die letzte Stunde ihres Lebens. Für den Leutnant gab es nur eins: kein Verrat an den Kameraden, deren Putsch gescheitert ist; der am Aufstand Unbeteiligte soll sie hinrichten. Er zieht den eigenen Tod zur Ehrenrettung vor. Yokos Visionen lassen ihn gegenwärtig bleiben, er ist der untote Gast im Haus. Erscheinungen verdichten sich zu Gestalten, die zureden, mahnen, schlichten, hetzen. Wie in einem ungeheuren Traum begegnen Lebende den Toten. Schlagartig wird Yokos Entscheidung über den Tod in der Nachfolge ihres Mannes zur Unabhängigkeitserklärung: »Wer außer den Toten in der Erde kann wissen, wie du wofür gestorben bist, wenn ich es nicht sage. Wofür sterben wenn nicht dafür.« Nachdem alles durchdacht und durchlebt ist, wächst der Entschluss, dass für sie nur die Existenz in einer anderen Welt bleibt. Sie wählt den Suizid, der kein vereinzelter, persönlicher ist, sondern Entsetzen, Empörung und gnadenloses Licht über die Welt bringen wird. Das Kind, das in ihr wächst, wird kein Leutnant werden und keine Witwe. Woher kommt Hoffnung in der traurigsten Geschichte seit je? In Yukio Mishimas Erzählung Patriotismus, die für die Frau des Leutnants nur die stumme, zustimmende Rolle hat, keimt Hoffnung aus Liebe, die über allem steht. In Thomas Martins Stück wird die Unmündige zur Kriegerin. Sie stirbt für einen Grund.

  

Mit: Kathrin Wehlisch (Yoko), Bernd Grawert (Leutnant), Patrick Bartsch (Chor), Margarita Breitkreiz (Chor), Lorenz Claussen (Chor), Nico Ehrenteit (Chor), Claudia Geisler (Chor), Anna Gesewsky (Chor), Mario Klischies (Chor), Runa Schaefer (Chor), Friedrich Fuchs (Kind) und Gerda Martin (Kind)

Regie und Bühne: Gero Troike
Kostüme: Dorothee Curio
Musik: Uwe Hilprecht
Dramaturgie: Sabine Zielke
Licht: Hans-Hermann Schulze

Präsentiert von zitty BERLIN

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