Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Der Jungfrauenwahn

Film von Güner Balcı. Im Anschluss Gespräch mit Güner Balcı, Sylvia Edler, Asmen Ilhan und Sineb El Masrar. Moderation: Juliane Hielscher


Eine Frau, die Geschlechtsverkehr vor der Ehe eingeht, hat ihren Wert verloren. Ein Schüler sagt, er würde sich dann vor dem Sex mit ihr ekeln. In ihrem Film „Der Jungfrauenwahn“ entwirft Güner Balci ein schillerndes Panoptikum an Fällen, die mit der Rolle der Frau im Islam zu tun haben. Sanft aber bestimmt führt ihre persönliche Recherche sie zu Psychologen, Menschenrechtsaktivisten, einer Gynäkologin, die Jungfernhäutchen rekonstruiert. Wir lernen eine junge Muslima kennen, die Femen-Aktivistin ist, wir erfahren, dass man im Internet künstliche Jungfernhäutchen kaufen kann, die man vor der Hochzeitsnacht einsetzt, dazwischen montiert sind Lesungen aus dem 900 Jahre alten Buch der Ehe des Gelehrten Al- Ghazali, das heute noch die Standards für die Rolle der Frau in der muslimischen Welt setzt. Den düsteren Ehrenmord-Dramen stellt der Film eine Menge starker Frauen gegenüber, die für ihre Befreiung aus diesen Strukturen kämpfen. So ist beides präsent, Gewalt und Aufklärung.
Im anschließenden Podiumsgespräch diskutieren die Regisseurin Güner Yasemin Balcı, Sylvia Edler (Gleichstellungsbeauftragte Neukölln), Asmen Ilhan (HEROES-Projekt) und Sineb El Masrar (Autorin "Emanzipation im Islam") wie vieles von dem, was heute vor allem als Problem muslimischer Migranten verhandelt wird, wie die Unterdrückung von Frauen, überhöhter Machismo und Gewaltbereitschaft bei Männern, Zwangsehen und Gewalt im Namen der Ehre, seinen Ursprung in der Verteufelung der weiblichen Sexualität - wie sie in einigen Auslegungen des Islam verbreitet ist - hat.

Der Jungfrauenwahn (D 2014, 90 Min.)
Mit: Ahmad Mansour, Seyran Ateş, Zana Ramadani, Arife Yalniz und Sascha Ö. Soydan (als Braut)
Buch und Regie: Güner Yasemin Balcı
Kamera: Yoliswa von Dallwitz, Susanna Salonen
Schnitt: Lena Rem
Produktion: Andrea Ufer (HANFGARN & UFER Filmproduktion)
Redaktion: Burkhard Althoff (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Kathrin Brinkmann (ZDF/ARTE THEMA)

Eine Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel, in Zusammenarbeit mit ARTE, gefördert von der Nordmedia.

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

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